La France binnen

Zehn Tage bleiben wir in der großartigen Stadt Paris. Am 16.Mai 2013 geht es weiter stromaufwärts.  Der Gegenstrom  ist nach wie vor mit 6 bis 10km/h sehr stark, trotzdem kommt langsam das von uns geliebte Flussfeeling auf. Wir folgen einem der zahlreichen Handelsschiffe und passieren so ohne nennenswerte Wartezeiten die Schleusen. Es gibt viel zu sehen, denn prächtige alte und neue Villen in parkähnlichen Gärten säumen die Ufer.
Oberhalb von Paris ist die Seine noch 168km schiffbar,  wir biegen aber 3 Tage später in St. Mammès bei km 81 rechts ab in den Canal du Loing.P1040425
Und damit sind wir endlich, endlich  aus dem mühsamen Hochwassergebiet der Seine heraus. Wir können von Glück sagen, so starke Maschinen zu haben. Aber eine Freude war es nicht, die Euroscheine „hinten rausfliegen“ zu sehen. Eigentlich sind es  von Honfleur bis zum Beginn des Canal du Loing 435km, unser Log zeigt aber durchs Wasser gefahrene 588km an. 150km gehen auf das Konto Gegenstrom.P1040422
Durch den aufgewühlten Dreck sind die Seewasserfilter der Motoren fast dicht und Jörn unterzieht sie einer gründlichen Reinigung.
Es ist schön, mal wieder in einem Kanal zu fahren. Nur die Wetterlage dürfte  etwas stabiler auf Frühling eingestellt sein. Zu oft muss ich noch die Skiunterwäsche anziehen, denn wegen der niedrigen Brücken (3,45m) sitzen wir während der Fahrt im Freien. Decken und Thermobecher mit heißem Tee sind immer parat.
Gleich am ersten Tag im Canal du Loing haben wir schon 7 Schleusen zu bewältigen, sie haben eine Länge von 39m und eine Breite von nur 5,20m. Das Boot ist 4,20m breit, viel Platz bleibt an den Seiten also nicht, aber Jörn macht das sehr gut und Broom Boats hat uns mit vielen Fendern ausgestattet. Das Schleusen geht zügig, denn fast alle sind noch manuell zu bedienen und das Personal ist auf diesem Abschnitt sehr gut organisiert. Wir melden an, wann wir starten wollen, und die Kammer  ist meist schon geöffnet, wenn wir ankommen.P1040431

Die Schleusenmeister sind tolle Typen, junge und alte, muffelige und freundliche. Ein vitaler Dicker in nagelneuen Latzhosen kurbelt sogar freudestrahlend beidhändig. Zur Nacht machen wir irgendwo am Kanalrand fest; manchmal sogar mit Strom- und Wasseranschluss, oft eher rustikal.
Für die Fahrt durch die „Voies navigables du France“, die VNF, haben wir eine Vignette gekauft. Für ein Jahr bezahlten wir 330€. Alle Schleusungen und fast alle Liegeplätze sind umsonst.
Zunehmend genießen wir das Leben auf unserem schönen Boot. Allmählich sind alle Dinge dort untergebracht, wo es am praktischsten ist, und auch Jörns „to do“-Liste wird immer kleiner. Paula hat das Schiff erobert und liebt den dickflorigen Teppich, noch ist er fast makellos eierschalenfarben. Der vorherige Eigentümer hatte einen Hang zu empfindlichen Farben, sie sind wunderschön anzusehen aber leider enorm unpraktisch.P1040434
Kurz bevor der Schlechtwetterblues an Bord so richtig zuschlagen konnte, hat der Wettergott endlich ein Einsehen und schickt uns, wir haben schon Ende Mai, Sonne und wärmere Temperaturen. Wie viel schöner ist nun das Fahren, im frischen Grün, an Parks und kleinen Schlössern vorbei.
Ein paar Tage fahren wir auf dem Canal de Briare.P1040437

Die Schleusen werden auch hier manuell bedient, und Jörn findet immer Zeit für ein Schwätzchen mit dem Éclusier. Unser Revierführer sorgt für die eine oder andere Überraschung auf der Strecke, denn so mancher eingezeichnete Halt existiert nicht, und wir müssen in der Wildnis festmachen. Einmal treffen Paula und ich mitten auf einem einsamen Trampelpfad eine große Bisamratte. Dies ist unbestreitbar ihr Terrain, denn erst in letzter Minute gibt sie gnädig und in aller Ruhe den Weg frei.

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