In Besançon führt ein knapp 400m langer Tunnel unter der Zitadelle hindurch zu neuen Längsseit-Liegeplätzen im Doubs.
Wir legen unterhalb des großen Konservatoriums an. Eigentlich ein guter Platz, aber leider haben junge Skateboardakrobaten die Wege zu ihrem Übungsgelände erkoren. Kein Ort zum Verweilen.
Es wird zunehmend heißer, und Not macht erfinderisch:
Der Kanal ist eng und Wasserpflanzen haben sich bereitgemacht. So manche Strecke fahren wir durch Seerosenfelder, sehr idyllisch. Nur muss Jörn die Seewasser-Filter alle 2 Tage reinigen, weil sich so viel Kraut angesammelt hat.
Kanal und Doubs wechseln sich hier ab. Schön und luftig wird es immer, wenn wir ein Stück auf dem Fluss fahren können.
Von L´Isle sur le Doubs nach Montbéliard kommen wir sensationell schnell: 23km mit 13 Schleusen und 2 Hebebrücken, die extra für uns geöffnet werden müssen, in 4,5 Stunden! Auf diesem Abschnitt liegen auch die 2 kritischen Brücken mit einer Höhe von 3,40 und 3,30m. Wir passieren sie ohne Probleme. Man kann sehen, dass sicherheitshalber für uns etwas Wasser abgelassen worden war.
Seit einigen Tagen treffen wir immer mal wieder eine englische Linssen Sturdy. Am 06. Juni laden wir Jean und Nigel zu einem Abend mit Cremant d´Alsace ein. Die beiden sind sehr nett, und wir haben viel zu schnacken.
Auf den Tag genau vor 75 Jahren fand der „ D- Day “ statt. Wie bemerkenswert, dass wir jetzt so friedlich zusammensitzen und freundschaftlich miteinander umgehen können!
Die Fernbedienung für die Schleusen geben wir nun ab. Von jetzt an werden wir von Schleusenpersonal begleitet. Das funktioniert hervorragend: Zur verabredeten Zeit wird morgens die erste Schleuse vorbereitet, und ein Mitarbeiter fährt voraus zur nächsten Schleuse, sodass meist keine Wartezeiten entstehen.
Hinter Montreux-Château haben wir den Scheitelpunkt erreicht. Von nun an geht´s bergab…
Das Einfahren in die Schleusen erfordert Fingerspitzengefühl. Sie sind manchmal fast voll und die Ränder kaum zu sehen. Dafür wird das Festmachen für mich deutlich leichter. Auch hier werden wir von sehr freundlichen Schleusenmeistern begleitet. Sie haben etwas Angst um ihre Jobs. Der Erhalt des Kanals ist teuer, es fahren immer weniger Boote auf dieser Strecke. Weniger Schiffe=wenigerEinnahmen=weniger Pflege=zunehmende Verschlickung, ein Teufelskreis.
Tatsächlich sind wir in den Schleusen immer allein, und nur selten sehen wir andere Schiffe, keine Berufsschifffahrt.
Am 13. Juni erreichen wir das Ende des Canal du Rhône au Rhin und haben die Massenschleusungen hinter uns. Und das ist auch gut so.
In einem kleinen Stichkanal machen wir im idyllischen Kembs fest. Wir sind jetzt Deutschland und der Schweiz schon sehr nahe. Man sieht es an den Häusern, die uns sehr an den Schwarzwald erinnern. Vielfach wird schon deutsch gesprochen. Zur Feier des Tages gehen wir sehr gepflegt elsässisch essen und genießen den pittoresken Liegeplatz, der mit auf den Dächern brütenden Störchen, Schwanenfamilien, einem eifrigen Kuckuck und jeder Menge Bisamratten (diesmal stimmt es) wirklich außergewöhnlich ist.