Frühjahrstörn 2019: Canal d´Alsace und Oberrhein

Um in den schiffbaren Rhein zu kommen, müssen wir von Kembs aus 30km den Grand Canal d´Alsace fahren. Er hat Berufsschifffahrt,  ist aber wunderbar breit und übersichtlich und hat 4 Schleusen mit 185m Länge und 12 bzw 23m Breite. Ein Schleusenmeister meint entschuldigend, der Kanal sei ereignislos und langweilig. Ich spontan: „Oh, wie wunderbar!“ Zeit zum Entspannen…

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Die 1. Schleuse zeigt doppelgrün. Sehr schön, wir laufen ein. Der Schleusenmeister kommt angerannt. Das Licht sei nicht für uns, sondern für einen Frachter, der hinter uns kommen wird. Nächstes Mal sollten wir doch bitte vorher anrufen! Wir müssen wieder raus und auf den Frachter warten.
Bei der 2. Schleuse melden wir uns an, ja, wir sollten kommen. Die Lichter sind aber auf doppelrot, also stoppen wir auf. Über Funk: Sie sollten doch einlaufen! Und die Lichter? Ach so, meine Signalanlage ist defekt…
Freundlich meldet sich Jörn bei der 3. Schleuse an: Wirklich, das Boot heißt Honfleur?? Nach der Stadt in der Normandie? Wie nett! Dann plötzlich: Sie sind zu schnell! Im Vorhafen muss man langsam fahren! Ich könnte jetzt runterkommen und Sie anzeigen! Jörn entschuldigt sich, er wollte den Frachter vor uns nicht warten lassen, und so schnell seien wir doch gar nicht…. Wieder Drohungen, dann plötzlich: „War nur ein Scherz, hahaha!“
Merke: Auch nach hunderten von Schleusen gilt: Jede ist anders…

Am 14. Juni machen wir in Breisach am Rhein fest. Ein seltsames Gefühl. Denn unsere Broom mit Heimathafen Kappeln ist zum ersten Mal in Deutschland. Wir hatten sie 2013 in England gekauft und gleich zum Mittelmeer überführt. 
Wir unternehmen einen ausführlichen Stadtrundgang zu alten Toren und Türmen und genießen einen großartigen Blick über den Fluss und die Landschaft.

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Hinter einem Frachter fahren wir den Rhein abwärts. So müssen wir vor den 4 Schleusen nicht warten. Aber jede Schleuse dauert.

Kehl hat einen guten Yachthafen. Von hier aus kann man sehr bequem mit der Tram hinüber ins nahe Straßburg kommen. Wir sind wieder sehr früh, so haben wir die absolut großartige riesige Kathedrale noch fast für uns allein.

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Nach einem Besuch im alten „Petite France-Viertel“ bringt uns eine Tram zum Europaparlament. Die Gebäude sind beeindruckend.

Zwei Tage später fahren wir nach Speyer. Der Rhein hat die 1. Hochwasserstufe erreicht, und die Strömungsgeschwindigkeit liegt tw über 10km. Trotz reduzierter Tourenzahl laufen wir immer über 20km/h. 
Der Schiffsverkehr nimmt deutlich zu. Ich sitze mit der Karte auf den Knien, Jörn steuert. Die Buhnen am Ufer sind zu beachten, die kreuzenden Fähren auch. Und es ist viel Treibholz zu umfahren. Entgegenkommer haben in den Kurven häufig die blaue Tafel gesetzt. Das bedeutet stb/stb- Begegnung, und wir müssen die Flussseite wechseln. Zwei Bergfahrer haben sie vergessen, Jörn fragt über Funk nach. Flugs wird die blaue Tafel ausgeklappt. Die Tour ist anstrengend, weil man sich die ganze Zeit konzentrieren muss.

Nach Besichtigung des großen Speyrer Kaiserdomes verholen wir uns in den Schatten. Es wird enorm heiß.

Auf der Tour zum Eicher See (Kiesgrube in einem Naturschutzgebiet) hängen wir uns hinter einen Flusskreuzfahrer. Durch ihn haben wir mit Entgegenkommern keine Probleme mehr, das ist entspannter.
Im See kommt Urlaubsfeeling auf. Denn das Wasser ist durch unterirdische Quellen sauber, und wir können wunderbar baden. Ein schöner Platz!

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Über Wiesbaden fahren wir nach St Goar. Es wird eine enorm pittoreske Tour an vielen Burgen vorbei, die links und rechts des Flusses auf den grünen Hügeln thronen.

8329EE4A-5C0C-4F0A-8C2A-488337EF8579Die Strömung ist enorm stark, und der Rhein wird immer enger. Auf einem Teilstück vor und nach der berühmten Loreley gilt Einbahnverkehr. Die Sportschifffahrt ist davon zwar  nicht betroffen, aber gut beraten, sich daran zu halten.
Wir hängen uns wieder hinter einen Flusskreuzfahrer, das hatte sich bewährt. Unter dem Loreleyfelsen ist der Rhein nur 160m breit und beschreibt eine extrem enge Kurve. Wir düsen talwärts. Auf der anderen Seite warten inzwischen 5 Bergfahrer auf die Freigabe an den großen Signaltafeln am Ufer. Man kann sich gut vorstellen, dass die z. T. 130m langen Schiffe große Mühe haben, die engen Kurven zu nehmen.

Nur ein kleines Stückchen, dann haben wir den Hafen von St Goar erreicht. Das Einlaufen ist abenteuerlich. Wir drehen im Bogen gegen die Strömung und müssen fast Vollgas geben, um gegenan in den Hafen zu kommen.
Hier wird das Schiff bis August liegenbleiben. Wir finden sehr freundliche Aufnahme und haben ein gutes Gefühl. Der Platz ist sicher. Auch von hier aus können wir mühelos drei Burgen auf den Hügeln sehen. Was für eine wunderbare Landschaft!
In der kommenden Woche soll es mit 40°C extrem warm werden. Das wollen wir uns an Bord nicht antun. Überhaupt sind wir alle drei froh über eine Pause.
Denn bis zur Ostsee haben wir noch eine Strecke von rund 1000 km vor uns.

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