Badstraße oder Schlossallee?
Wir sind sehr gespannt auf den nächsten Hafen, Monopoli. Es gibt eine Werft mit Liegeplätzen. Wir machen aber gegenüber an der Mole vor dem Leuchtturm fest. Ohne Wasser- und Stromanschluss, aber wir liegen ruhig und sicher und haben einen ungemein romantischen Ausblick.
Ab und zu kommt ein Eisvogel vorbeigeschossen, und am Abend werden an dem Treppchen hinter unserem Boot Tintenfische für ein Restaurant vorbereitet. Ein recht drastischer Vorgang.
Das Altstadtviertel in hellem Sandstein lohnt einen Besuch. Es ist ruhig und nicht touristisch überlaufen, und bei einem Aperol Spritz kann man abends die Atmosphäre auf der stimmungsvoll beleuchteten Piazza genießen.
In einem Mini Market versuche ich einzukaufen. So ein Chaos habe ich noch nie erlebt (ok, bis auf den museumsähnlichen Laden auf Kalamos in Griechenland. Der bleibt unübertroffen.). Obwohl dieser Markt so winzig ist, liegen an mindestens drei verschiedenen Stellen Putzschwämme zum Verkauf, und die Zahnbürsten hängen unter den Hundefutterdöschen. Als ich an der Kasse vorsichtig nach Eiern frage, wird mit schöner Selbstverständlichkeit aus einer finsteren Ecke ein Eierkarton hervorgezaubert.
Knapp 40sm weiter erreichen wir den Yachthafen von Brindisi. Unterwegs begegnet uns eine große Wasserschildkröte und reckt kurz ihren Kopf aus dem Wasser. Von unserem Liegeplatz können wir auf der anderen Seite der Bucht die großen Frachter und Fährschiffe sehen. Der Yachthafen liegt recht offen und ist bumpy, durch Berufsschiffahrt wie Fischer und Pilots, aber auch, weil sich die temperamentvollen Italiener nicht an die vorgeschriebenen 3kn halten, sondern mit ihren Angel- und Freizeitbooten unbedingt umher rasen müssen. Die bisher von uns besuchten Städte waren für apulische Verhältnisse erstaunlich sauber, in Trani gab es sogar Umweltschutz-Patrouillen. Aber hier liegen Müll und Scherben an den Straßenrändern, und beim Hundespaziergang ist Vorsicht geboten.
Wieder haben wir auf der Fahrt glattes Wasser, der Frühnebel wird von der Sonne schnell aufgesaugt. 38sm weiter erreichen wir Otranto.
Ein netter Italiener hilft uns beim Anlegen auf dem letzten freien Platz direkt unter dem imposanten Gebäude der Guardia Costiera. Der Ort ist voll auf Tourismus eingestellt. Die Gassen quellen über von Souvenir-Shops, aber auch hier gibt es eine sehr schöne Promenade mit Bella Vista.
Die große Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert beeindruckt uns mit einem riesigen gut erhaltenen Fußbodenmosaik. Auf 57x28m sind 700 einzelne Geschichten dargestellt, aus der nordischen und griechischen Mythologie und aus dem Christentum.
Unsere letzte Fahrt auf der ruhigen Adria führt uns am Capo d’Otranto vorbei, dem östlichsten Punkt Italiens. Nach 25sm erreichen wir das Seebad Santa Maria Di Leuca am äußersten Ende des Stiefelabsatzes. Hier ist wieder bekanntes Gebiet, denn die gute Marina von Leuca hatten wir schon auf unseren Fahrten nach Griechenland besucht. Von hier aus sind es nur gut 90sm bis Korfu. Um das Boot herum tummelt sich ein großer Schwarm Wolfsbarsche auf der Jagd. Immer wieder wirbeln sie das Wasser auf.
Gegen Abend setzen schwere Schauer mit viel Wind ein. Über dem Meer beobachten wir eine furchterregende Windhose. Und im eigentlich gut geschützten Hafen entsteht durch die See draußen heftige Bewegung. Wieder einmal bin ich dankbar für unsere überdimensionierten Ruckfender.
Nun hält uns nichts mehr, und wir nutzen die ruhige Wetterlage am Mittwoch, 21.09.2016 für die 65sm lange Überfahrt über den Golfo Di Taranto nach Cariati. Bei Sonnenaufgang um 06.30Uhr werfen wir die Leinen los und gönnen den Motoren (und uns) eine 17kn-Gleitfahrt. Wie schön ist es, wieder einmal die grünen Hügel von Calabria zu sehen, die bunten Häuser von Cariati, darüber auf dem Hügel das Centro Storico und auf dem Berg weiter oben das Dorf Terra Vecchia.
Pünktlich zum Cappuccino machen wir um 11 Uhr fest.
Es ist ein bisschen wie nach Hause kommen. Vor fast auf den Tag genau 6 Jahren hatten wir zum ersten Mal diesen Hafen angelaufen und als Winterliegeplatz gewählt. Sehr schnell waren damals gute Kontakte zu den gastfreundlichen Einheimischen entstanden und wir haben viele wunderbare Erlebnisse gehabt (s. Buch „Segellos“). Auch den Winter 2014/15 lag die Honfleur hier im Wasser (s. Blogbeitrag: April 2015 in Cariati)
Wir sind gespannt, wie es uns dieses Mal ergehen wird.