DAS BUCH „SEGELLOS“

Kann ein passionierter Segler ein glücklicher Motorbootfahrer werden? Wie geht es einem Jagdhund, wenn er zum Yachthund wird? Was macht Schuhlöffel in Montenegro so heiß begehrt, und können geklaute Fender zurück geklaut werden?

Mit viel Humor und Selbstironie beschreibt die Autorin eine  lange und erlebnisreiche Reise mit Mann und Bordhund, von der Ostsee durch die Kanäle nach Südfrankreich und über das Mittelmeer auf vielen Umwegen bis nach Venedig. Sie sind als Leser dabei, wenn vor Mallorca Wale auftauchen und der Bordhund im Circus Maximus in Rom Krähen jagt. Sie bekommen einen humorvollen Einblick in das italienische Lebensgefühl und genießen malerische Stadtpiers in Griechenland und traumhafte Ankerbuchten in Kroatien.
Aufregend wird es in  Albanien und malerisch in der einzigartigen Lagune von Venedig.
Mit den liebevoll gestalteten Karten wird es dem Leser leicht gemacht, die fast 4000 Seemeilen lange Reise von 2005 bis 2012 zu verfolgen. Ein wirklich amüsanter Reisebericht mit vielen nützlichen Informationen.

Im Buchhandel erhältlich:
Print Ausgabe: ISBN 978-3-7375-7576-8    für 19,90€
E Book                ISBN 978-3-7375-7825-7    für  6,99€

HIER EINE LESEPROBE:

EIN MOTORBOOT??

 Alle Frauen, die schon einmal im Frühjahr mitten in der Kieler Förde in den schlingernden Mast eines Segelbootes gekurbelt wurden, um mit klammen Fingern das Fockfall in 16m Höhe zu klarieren, werden mich verstehen können. Wer sein Baby auf der schrägen Koje bei Windstärke 5 am Wind wickeln durfte, wohl auch: Das Segeln fordert die ganze Frau.
Mein Mann Jörn und ich segelten 30 Jahre auf der Ostsee, von April bis in den Herbst hinein an fast allen Wochenenden und in den Ferien.
Hochzeiten von Freunden, Geburtstagsfeiern der Großeltern, sonstige hohe Würdentage? Oft hieß es: „Tut uns leid, aber wir sind unterwegs!“
Anfangs segelten wir noch zu zweit oder mit Gästen, später kamen die Kinder dazu, und als die beiden aus dem Gröbsten raus waren, noch ein Hund. Ausführlich bereisten wir Dänemark. Aber auch die Küsten von Norwegen und besonders Schweden hatten es uns angetan.
Unsere Kinder kannten die Namen der Butterdampfer, denen wir unterwegs begegneten, bevor sie einen VW von einem Opel unterscheiden konnten. Und der Hund rollte sich immer schon auf die andere Seite der Koje, wenn er von oben nur das Kommando “Klar zur Wende!“ hörte.
Da „wir“ gern schnell segelten, hatte unsere eigentlich eher gemütliche Hallberg  Rassy 352 trotz praktischer Rollfock einen kompletten Satz Vorsegel und sogar einen Faltpropeller. Auch die spätere Bavaria 42 besaß 3 Genuas und einen Spinnaker von 120qm. Wir waren immer sportlich unterwegs.
Auf einem unserer Überführungstörns von der Ostsee ins Winterquartier in Hamburg, es war bereits November und Eiszapfen hingen an der Reling, wurden wir im Schneegestöber vor Glückstadt auf der Elbe von der Wasserschutzpolizei gestoppt. Auf unsere besorgte Frage, ob irgendetwas nicht in Ordnung sei kam nur: „ Nö, wir wollten nur mal sehen, welche Verrückten bei diesem Wetter noch unterwegs sind!“ Für das Anlegemanöver bei starkem Seitenwind brauchten wir ein paar Stunden später im Wedeler Yachthafen mehrere Versuche, weil die Stege vereist waren und ich mich nicht zu springen traute.
Aber je länger wir segelten desto mehr malte ich mir aus, was alles passieren könnte, und immer öfter sackte mir das Herz schon vor dem Törn in die Hose.
Als wir dann eines Tages im Kattegat auf dem Weg nach Anholt den Spinnaker setzten, um vor einem düster aufziehenden Gewitter noch schnell in den schützenden Hafen zu kommen, beschlich mich doch der Gedanke, dass das Leben vielleicht noch andere schöne Erlebnisse bereit hielt, die gern noch etwas mit Wasser, aber nichts mehr mit Segeln zu tun haben würden. Oder anders ausgedrückt: Ich hatte mal wieder fürchterliche Angst.
Wir preschten unter voller Beseglung in den Vorhafen von Anholt, und die Zuschauer applaudierten auf der Mole. Für mich stand nun aber endgültig fest, dass die Zeit reif für einen Wechsel war.

Jedenfalls für mich…
Die „Wechseljahre“ dauerten nämlich etwa zwei Jahre, bis mein Mann endlich etwas widerstrebend buchstäblich die Segel strich und sich zu einem Motorbootversuch bereit erklärte.

Glücklich buchte ich das letzte noch freie Charterboot in der Müritz-Elde-Wasserstraße in Mecklenburg-Vorpommern, einen 11m langen Stahlverdränger. Wir lernten auf der guten alten, miefigen, lauten „Cassandra“ das Motorbootleben kennen. 14 Tage tuckerten wir gemütlich durch die Kanäle, genossen das quallenfreie Süßwasser, schwellfreies Ankern, die Nähe zur Natur, und wenn es mal wehte, hatten wir keine hohen Wellen. Dieses Binnenrevier war ein völlig neues Reiseerlebnis, und: Es gefiel uns! Es gefiel uns so sehr, dass wir uns auf die Suche nach einem passenden Motorboot begaben.
Nur ist für eingefleischte Segler schon der Gedanke an den Umstieg auf ein Motorboot eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Unsere Freunde reagierten entsprechend ungläubig, als wir von unseren Plänen berichteten. Denn auch wir hatten natürlich wunderschöne Anekdoten von den Goldkettchen und Kapitänsmütze tragenden „Schwellmakern“ erzählt. Legendär ist unsere Geschichte von einem Motorboot aus Travemünde, das wir irgendwo im Kattegat, weitab von Land, trafen:
Frage an uns über Lautsprecher:“ Wo bitte geht es hier nach Anholt?“ Fassungslos zeigten wir in die ungefähre Richtung, worauf man sich artig bei uns bedankte und röhrend davon sauste…
Auch als wir später schon jahrelang mit einem Motorboot unterwegs waren, versäumte es mein lieber Mann nie, beim Schnack auf der Pier schnellstmöglich einzuflechten, dass er jahrzehntelang gesegelt sei. (30 Jahre! Aber, leider, meine Frau…) So richtig wahrgenommen wurden wir von den Seglern unter den Wassersportlern auch erst wieder, als wir eine schmucke kleine Rennjolle unter den Davits hängen hatten. Wenn Jörn im Trockenanzug lässig von der Badeplattform unseres Motorbootes ablegte und mit der spritzigen Jolle sportlich aus dem Hafen sauste, schaute so mancher Dickschiffsegler wehmütig zu. Und Jörn war glücklich.

EIN MOTORBOOT!!!

Von Motorbooten hatten wir keine Ahnung. Unsere Bavaria 42 besaß immerhin eine Maschine mit 56PS, das erschien uns schon viel. Wie sollte unser neues Boot also aussehen und wie viel PS brauchte man? Etliche Male fuhren wir in die Niederlande und zu Bootsausstellungen und schauten uns um. Anfangs liebäugelten wir mit gemütlichen holländischen  Stahlverdrängern. Dann gefielen uns schnittige Gleiter, edles italienisches Design. Die einen konnten nicht schnell fahren, die anderen nicht langsam. Jörn studierte stundenlang am PC die verschiedenen Typen, ich torpedierte seine Vorschläge mit: „ Und wie kommt hier der Hund von Bord?“ oder „die Treppe ist zu steil, wie soll der Hund auf die Badeplattform kommen?“ Es war nicht einfach (mit mir).

Erst als wir gedanklich das künftige Fahrtgebiet erweitert hatten (Jörn dachte in größeren Dimensionen: „Vielleicht wollen wir ja mal den Rhein flussaufwärts fahren, oder auch, unter günstigen Umständen, ab und zu auf die Ostsee…“), also binnen und buten, kamen wir mit der Planung weiter. Ein GFK-Boot war uns vertrauter als Stahl, es sollte wegen der Brücken in den Kanälen nicht zu hoch sein, mein Sicherheitsbedürfnis wollte zwei Maschinen, usw. Die Liste unserer Ansprüche wurde immer länger.

Und eines Tages fanden wir sie dann: Eine in den Niederlanden gebaute Neptunus 108 Express, ein Halbgleiter, Länge 11,70, Breite 3,89, Tiefgang 1,10m, 2 Volvo Penta Motoren á 200 PS, Baujahr 1996. Schon bei der ersten Besichtigung war ich mir ganz sicher, dass dies unser neues Boot werden würde.
Sie lag aufgebockt im Winterlager in einer eiskalten Halle. Und doch, als ich achtern das große Luk entdeckte (auf meiner Liste ein MUST), sah ich mich schon auf dem Bauch auf der Koje der Achterkajüte liegen und hinausschauen. Nicht ahnend, wie häufig ich später tatsächlich dort morgens vor dem Aufstehen liegen und die wunderbare Aussicht genießen würde: Auf das prächtige Schweriner Schloss, auf Schwäne und balzende Haubentaucher im Kanal, wabernde Morgennebel auf der Saône oder farbenprächtige Ankerbuchten im Mittelmeer.
Im Salon fand ich sofort einen guten Platz für unseren Vierbeiner (auch dies natürlich auf der Liste!), und die Pantry mit Esstisch ließ keine Wünsche offen. Über der Achterkajüte lag eine geräumige Plicht mit Außensteuerstand, mit Kuchenbude gut geschützt, mit Sonnendach luftig für warme Gefilde. Jörn hatte natürlich und glücklicherweise andere Prioritäten, wie Radar, Plotter, Autopilot, VHF Sprechfunk, elektrische Ankerwinde usw. Aber wie (fast) immer ergänzten wir uns prächtig und auch ihm gefiel die Neptunus.

Nach einer ausführlichen Probefahrt im Frühjahr 2002 war der Kauf perfekt und wir konnten unser neues Boot aus Emmerich am Rhein abholen.

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