Frühjahrstörn 2019: Auf der Rhône und der Saône gen Norden

Nach 13 Boots-Jahren auf dem Mittelmeer zieht es uns nun wieder in den Norden. Der Weg von Südfrankreich bis zur Ostsee ist lang. Aber die Reisen auf den Binnenwasserstraßen haben uns bisher immer gut gefallen. Das langsame Tempo, wie zu Postkutschenzeiten, beschert einem viele intensive Eindrücke von Land und Leuten. 
Bisher kennen wir die Strecken über Belgien und die Niederlande und die Route über die Mosel an den Rhein. Nun wollen wir es auf dem Canal du Rhône au Rhin versuchen. Er hat auf 236km 116 Schleusen.

Die Beschreibungen im Revierführer klingen gut, nur gibt es im Kanal ein paar sehr niedrige Brücken. Jörn hatte daher im Winter an die VNF (Voies navigables de France) geschrieben. Das ist die staatliche Wasserstraßenverwaltung. Ihm wurde versichert, dass man notfalls in einer Sektion des Kanals das Wasser etwas ablassen würde, sodass wir mit unserer Höhe von 3,35m unter den kritischen Brücken auf jeden Fall durchkommen müssten. Wir sollten uns aber zur Sicherheit kurz vor der Einfahrt in den Kanal noch einmal melden.  
Wir entscheiden also, es mit dem Canal du Rhône au Rhin zu versuchen. Denn wir hätten insgesamt weniger Schleusen, würden den Oberrhein kennenlernen und auch Straßburg einen Besuch abstatten können.

Im Winter hatten wir schon Klamotten und Ausrüstungsgegenstände an Bord gebracht und das Unterwasserschiff gestrichen. 
Am 08. Mai fahren wir drei nun mit leichtem Gepäck per Bahn von Hamburg nach Avignon und nach einer Übernachtung am nächsten Tag mit dem Taxi nach Port Saint Louis an der Rhônemündung.  

Die Honfleur wird pünktlich zu Wasser gelassen. Im Hafen finden wir den letzten freien Platz mit Stromanschluss. Glück gehabt. Im nahen Supermarkt können wir uns bequem verproviantieren. 

Wie vorhergesagt setzt ein Mistral mit unglaublichen Böen ein. Der Sturm setzt unseren Midireisen einen wahrlich deftigen Schlusspunkt.
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Es weht noch heftig, als wir am 14.Mai starten. Auf der Rhône sind 13 Schleusen (190m lang, 12m breit) zu bewältigen. 5km/h Gegenstrom, und die Schleusen lassen uns lange warten. Das ist nicht sehr komfortabel, aber wir sind unterwegs!

Über Avignon landen wir in Viviers. Ein sehr netter Ort mit neuen stabilen Stegen. 

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Neben uns liegen ein paar schwedische Boote und in unmittelbarer Nähe ein Flusskreuzfahrtschiff.
Einer der schwedischen Segler (10 mal Einhand über den Atlantik!) gerät beim Auslaufen auf eine steinige Untiefe direkt vor unserem Boot. Er liegt hoch und trocken. Eine lange Leine wird zu ihm ausgebracht. Vom Bug der Honfleur aus versuchen wir und ein anderer Schwede, ihn von den Steinen zu ziehen. Unser erfahrener Einhandsegler hat aber das Tau nicht richtig auf der Klampe belegt, es löst sich plötzlich. Wir drei Helfer fallen ungebremst nach hinten. Ich schlage mit dem Hintern und dem Kopf auf. (Mir ist schwindelig, und es dauert ein paar Stunden, bis ich wieder einigermaßen ok bin. Jörn erwischt es an der Hand, er blutet das Deck voll) Zwei Mann vom Kreuzfahrer kommen nun herüber und helfen, das Boot frei zu ziehen. Wir werden die Woy noch in einigen Häfen treffen, hören aber kein Wort des Dankes. Alter Schwede…

Die Rhône macht es uns auch in den folgenden Tagen nicht leicht, und so sind wir froh, als wir am 20.Mai in Lyon die Saône erreichen.
Der einzige Yachthafen, im neuen Stadtteil Confluence, ist klein. Daher hatte Jörn einen Platz reserviert. Der Hafenmeister will uns in der unruhigen Einfahrt unterbringen. „Non, ça ne marche pas!“ Na ja, meint er zögernd, wenn wir denn richtig gut manövrieren könnten… rückwärts hinten rein in eine Lücke? Das ist für Jörn kein Problem, und wir sind glücklich über den guten Platz.

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Confluence besteht aus sehr modernen, zum Teil futuristischen Gebäuden. Aber es wirkt überhaupt nicht kalt, weil überall Grünanlagen sind, Beete mit blühenden Wildblumen, ein Teich mit quakenden Fröschen und Schwanenfamilien. Viele junge Leute sind unterwegs, es gibt etliche Sportanlagen. Wir sehen autonom fahrende Busse, E-Roller, E-Bikes, Skateboards. Die Zukunft hat hier schon begonnen.

Weniger Strom gegenan, schnelles Schleusen und liebliche Landschaft. Die Saône gefällt uns, so könnte es bleiben! 

In Trévoux haben wir einen Paradeplatz mit Blick über den Ort. 

Schilf, Seerosen, viele Wasservögel, es ist einfach schön. Zu Paulas großer Freude schwimmt abends ein Nutria um uns herum. Lange haben wir diese Tiere für Bisamratten gehalten. Aber mein Bruder klärt mich auf: die Nutrias sind mit 60cm Länge deutlich größer und haben lange weiße Barthaare. Die abendliche Idylle ist es wert, mit einem Crémant gefeiert zu werden.

Über Tournus mit seinen wunderbaren Galerien und einer großen Kunstausstellung landen wir in Seurre. Auch hier gibt es neue Fingerstege, die das Anlegen leichter machen. Und dann haben wir die erholsame Saône mit 5 Schleusen (185m lang, 12m breit) auch schon beinahe hinter uns.
In St Jean de Losne sind wir am 27. Mai  frühmorgens an der Tankstelle, müssen aber leider lange warten, weil eine Péniche tankt. Und tankt. Geduldig sind wir leider immer noch nicht…

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