Loriot formulierte treffend: Ein Leben ohne Hund ist möglich aber sinnlos!
So sehen wir es auch, seit wir uns 1996 trauten, trotz unserer Segelei und dem damit verbundenen Leben auf engem Raum einen „Kleinen Münsterländer“ Jagdhund in die Familie aufzunehmen.
Unsere Erfahrungen nach mittlerweile 20 Jahren „Hund an Bord“:
Der Raum auf einer Segel- oder Motoryacht ist naturgemäß sehr begrenzt, und ich würde sicher nicht mit einem Bernhardiner auf einem 7m-Boot Urlaub machen wollen (obwohl wir auch das schon gesehen haben). Wenn also Schiffs- und Hundegröße zueinander passen, dann genießt der Vierbeiner das intensive Beisammensein mit seinem Rudel, wenn man ihm jeden Tag genügend Auslauf ermöglicht und er vor allen Dingen angstfrei bleibt. Nur dann wird es eine entspannte Reise für alle. Wie auch zuhause gilt: Der Boss hat alles im Griff? Dann gibt es keinen Grund zur Sorge für den Hund!
Man erlebt ein Land ganz anders, wenn man einen vierbeinigen Reisebegleiter hat. Denn so, wie man zuhause auf einem Spaziergang im Handumdrehen mit Menschen ins Gespräch kommen kann, ist es auch auf Reisen. Und schnell erfährt man ganz nebenbei Wissenswertes über den Ort, welches Restaurant empfehlenswert oder wo ein besonders schöner Spazierweg ist. Und wie daheim kann man sich nicht damit herausreden, dass es gerade zu heiß oder kalt oder nass zum Laufen ist. Man muss raus und erkundet die immer neue Umgebung viel intensiver.
Unser erster Hund war fast 14 Jahre auf allen Törns mit dabei, davon die ersten 7 Jahre auf einer Segelyacht. Wir hatten großes Glück, dass Dinah sich an Bord sehr wohl fühlte und auch bei schwierigen Bedingungen völlig angstfrei blieb.
Während wir bei ihr noch vieles dem Zufall überließen, bereiten wir im Winter 2009/2010 unser neues Crewmitglied Paula, ebenfalls ein Kleiner Münsterländer, gezielt auf ein Bord- und Reiseleben vor:
In der Welpenschule müssen vor allem wir Menschen viel lernen. Nach dem Prinzip „Natural Dogmanship“, einer besonderen Art der Hundeerziehung, sollen die Kommunikation geübt und das Verständnis für die Bedürfnisse des Hundes verbessert werden. Statt stereotypem Stöckchen- oder Bällewerfen werden kleine, mit Futter gefüllte Leinenbeutel, sog. Dummies, eingesetzt. Damit können viele Übungen wie „Bring“, „Halt“, „Such“ verbunden werden. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Erst nach getaner „Arbeit“ bekommt der Hund aus dem Dummy sein Fressen. Er hat es sich verdient, und das ist das Entscheidende.
Egal, ob im heimischen Garten, in Venedig oder auf einer Insel in Kroatien: Paula wird in Zukunft grundsätzlich nur aus dem Futterbeutel gefüttert, den sie zuvor gesucht und gebracht hat. Meistens setzen wir gleich mehrere Dummies ein, dadurch wird das „Spiel“ interessanter.
Eine der Übungen, die uns nachhaltig beeindruckt hat, ist das sogenannte Abschalttraining. Dafür werden wir zusammen mit sechs anderen Hundehaltern und ihren Welpen in einen winzig kleinen Raum „gesperrt“. Und es passiert: Nichts. Die Hunde sollen lernen, dass es Zeiten gibt, in denen sie Ruhe halten müssen, weil sie einfach nicht dran sind. Erst, wenn endlich alle Welpen bei ihren Leuten liegen, ist dieser Teil des Trainings beendet und es darf im Garten gespielt werden.
Der Erfolg dieser ungeliebten Übung ist enorm. Schon bald können wir Paula mit in Restaurants nehmen, und sie verschwindet völlig selbstverständlich unter dem Tisch.
Wie unglaublich das Abschalttraining geholfen hat werden wir ein Jahr später in Griechenland erleben. In einer Taverne auf Paxos liegt unsere ansonsten sehr lebhafte junge Jagdhündin völlig ruhig unter dem Tisch, obwohl nur knapp einen Meter entfernt vier hungrige Katzen auf Futter hoffen. Für die meisten Hunde wäre das ein Ding der Unmöglichkeit.
Um Paula auf die Seereisen vorzubereiten wird sie auch über Gitterroste und steile Treppen geführt und sogar in eine Schubkarre gesetzt, um Bootsschaukeln zu simulieren. Sie findet alles enorm spannend. Und wir sind wie stolze Eltern entzückt über unseren so süßen und intelligenten Vierbeiner.
In der Familie ernten wir einigen Spott wegen unserer vielfältigen Trainingsbemühungen. Aber es ist nun einmal ungemein wichtig, dass unsere neue Reisebegleiterin keine Angst vor Auto- und Bootfahren hat und weiß, dass sie sich jederzeit auf uns verlassen kann.
In der ersten Woche an Bord lassen wir Paula viel Zeit, alles zu erkunden und sich einzugewöhnen. Das Dinghi wird an Deck aufgebaut, und sie darf hinein- und hinaushüpfen und probesitzen. Die Maschinen lassen wir immer mal laufen, um sie an das Gebrumme zu gewöhnen.
Alle diese Aktionen zahlen sich aus. Denn schon auf ihrer ersten Fahrt auf dem Mittelmeer legt sich Paula, nachdem Leinen und Fender verstaut sind, ganz entspannt auf ihr Fellchen. Gut geschützt schläft sie zu Füßen des Steuermannes und wacht erst kurz vor dem Anlegen wieder auf.
Wie auch ihre Vorgängerin Dinah nimmt Paula während der Fahrt weder Futter noch Wasser an. Erst wenn Leinen und Fender zum Anlegen herausgeholt werden, ist das ein Signal, dass der Landgang naht, und es wird getrunken.
Wenn wir binnen in den Kanälen unterwegs sind, läuft sie ab und zu während der Fahrt an Deck herum. Auf See wird der feste Platz dagegen selten verlassen.
Mit einem Hund an Bord gestalten sich die Reisen natürlich umständlicher:
Seetörns sollten nicht zu lang sein. Wir bemühen uns immer, nach spätestens 6 Stunden für einen Pipigang zu sorgen. Auch wenn dafür mal irgendwo vor der Küste der Anker geworfen und das Beiboot zu Wasser gelassen werden muss.
Häfen und Ankerplätze sollten möglichst hundetauglich sein. Denn was nützt der schönste Port, wenn es keine Grünfläche gibt, oder die romantischste Ankerbucht, wenn man mit Hund nicht an Land kommen kann oder darf?
Auch wichtig zu wissen:
Im Gastland vorgeschriebene Impfungen und sonstige Bestimmungen,
Prophylaxe für z.B. Mittelmeerkrankheiten (Scalibor-Halsband, Milbemax, Flohschutz),
Futter sollte im Zweifelsfalle von Zuhause mitgebracht werden.
Es ist ebenfalls nicht ganz uninteressant schon vorher zu klären, ob Fähren, Busse und Taxis im Reiseland überhaupt Hunde mitnehmen.
Wir Menschen und Vierbeiner haben auf unseren Törns sehr viel erlebt. Wer darüber mehr erfahren möchte, dem sei das Buch „Segellos“ empfohlen. Im Blogbeitrag „Hund an Bord“ kommt Paula selbst zu Wort…
Hallo Sybille,
ich finde es entzückend und sehr nett beschrieben, wie ihr euren neuen Hund und Euch vorbereitet hattet. Das macht sogar einem Katzenfreund wie mir Lust auf einen Hund. Bravo !!!
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Hallo Stefan,es freut mich sehr, dass sogar einem Katzenfreund der Beitrag gefällt!
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