Jörn hatte die Wetterentwicklungen sehr genau beobachtet, und für die nächsten Tage ist ruhige See in der Adria vorhergesagt. Ein Angebot, das wir einfach nicht ausschlagen können. So verlassen wir Griechenland etwas früher als geplant und gehen auf die lange Tour gen Norden.
Nach 40sm wunderbar ruhiger Fahrt landen wir in Albanien, zum ersten Mal in der Stadt Sarrande. Jörn hatte uns beim Agenten avisiert, und wir bekommen einen guten Liegeplatz im pieksauberen Fährterminal mit Wasser- und Stromanschluss.
Eine Stunde nach unserer Ankunft haben wir schon unsere Papiere zurück, wie von uns gewünscht in einem Rutsch ein- und für den nächsten Morgen wieder ausklariert.
Sarrande ist ein großer lebhafter Ort, und anders als vor 5 Jahren werden wir mit Paula nicht komisch angeguckt, obwohl auch hier der Muezzin zum Gebet ruft. Wir sehen etliche Einheimische, die ihre Hunde Gassi führen. Abends gehen wir sehr gepflegt, gut und preiswert Essen, welch ein Unterschied zu unseren früheren albanischen Erfahrungen!
Am nächsten Tag geht es von Sarrande immer an der Küste entlang direkt nach Bar in Montenegro. Es ist mit 150sm die längste Tour unseres Seefahrtlebens, und wir sind schon etwas angespannt. Aber die Broom fährt leicht mit Marschfahrt von 17kn, und die Adria ist wie vorhergesagt glatt wie ein Ententeich. Unser Superbordhund verschläft die 9-Stunden-Tour mit stoischer Ruhe und absolut relaxt.
Auch in Bar werden wir dank Jörns Vorarbeit schon am Steg erwartet. Nur muss er hier die Einklarierungsprozedur selbst übernehmen, und die hat sich in den letzten Jahren keineswegs verbessert. Er ist eine gute Stunde unterwegs und am nächsten Tag noch einmal, weil das „Eintrittsgeld“ von 164€ (für 1 Monat) bei der Bank eingezahlt werden muss. Dort fällt während der Buchung zweimal der Strom aus, und alles bis dahin Eingegebene ist weg. Was von den Mitarbeiterinnen jedes Mal mit „Eine Katastrophe!“ lautstark kommentiert wird.
Wir haben einen guten Längsseit-Liegeplatz bei „Parus“ mit Blick auf die vergoldete Kuppel einer sehr großen Kirche und die wunderbare gepflegte Palmen- und Oleander-Promenade am Strand.
Da ein Jugo mit schlechterem Wetter kommt, bleiben wir ein paar Tage hier. Die alte Stadt Bar lag auf den Hügeln etwas weiter im Landesinneren. Sie wurde bei einem Erdbeben 1979 völlig zerstört und die neue Stadt hier an der Küste aufgebaut. Die Gebäude sehen sehr einheitlich aus, und außer wenigen älteren Gebäuden wie einem Museum und der großen, noch im Bau befindlichen Kirche gibt es nicht viel zu sehen. Ein Auto können wir nicht mieten, es ist zu früh im Jahr, und „sie sind noch nicht registriert“.
Mit der Kommunikation ist es schwierig. So werde ich im Restaurant, nachdem ich 2 Bier bestellt hatte, gefragt: “with milk?“ Auch bei dem im Supermarkt erstandenen Weißkäse bin ich erst nicht so ganz sicher, ob es nicht doch was anderes ist. Ich kenne mich eben mit kyrillischen Buchstaben nicht aus. Abenteuer.
Sehr gern gehen wir in den Bauernmarkt in einer Halle, wo wir jede Menge frisches Obst und Gemüse, Granatapfelsirup und Garnelen erstehen. Manche Dinge sind hier sehr preiswert. In einem Café neben dem Markt, wo wir uns gern noch niederlassen, um das Treiben zu beobachten, kostet ein Cappuccino mit „Berliner“ gerade mal 1,20€.
Nachdem sich das Wetter gebessert hat erreichen wir nach 40sm die Bucht von Kotor und sind von dem von hohen Bergen umgebenen Fjord wieder restlos begeistert. Es soll eine der 25 schönsten Buchten der Welt sein, und das glauben wir gern. Seit 2011 hat sich eine Menge getan, viele neue Häuser sind an den Ufern entstanden oder noch im Bau, und die damals etwas unheimlich aussehenden Schiffsfriedhöfe mit Wracks sind verschwunden.
Die Altstadt von Kotor gehört zum Unesco Weltkulturerbe und wurde nach dem großen Erdbeben sehr gut restauriert. Anders als vor 5 Jahren haben wir einen Luxusplatz am Steg mit Strom und Wasser. Vor uns geht es steil den Berg hinauf, der Blick auf die alte Mauer ist großartig.
Hinter uns legen jeden Tag große Kreuzfahrer an und spucken ihre Touries aus, in die bereitstehenden Busse und in die Gassen. Am schönsten ist es daher, wenn die Dampfer am Nachmittag wieder abgelegt haben…
Leider erwischt uns wieder Schietwetter, es wird so kühl, dass wir an Bord sogar die Heizung brauchen. Auch der Wind beutelt uns hier mehr als gedacht. Wir nutzen die Zeit für Kirchen- und Museumsbesichtigungen und leckere Mittagessen in verschiedenen Restaurants. Der Ort ist reich an kleinen und größeren Plätzen und wirkt durch den hellen Sandstein sehr freundlich. Für eine Stunde buchen wir einen „Personal Guide“, der uns die Geschichte Kotors nahebringt.
Am 21. Mai 2016 feiert Montenegro sein 10jähriges Bestehen, und überall im Ort gibt es den ganzen Tag Musik und Paraden. Wir setzen uns vor die Musikschule und lauschen den Darbietungen.
Am nächsten Tag verlassen wir die Bucht von Kotor und starten Richtung Kroatien, dem vierten Land unseres diesjährigen Frühjahrstörns.