Frühjahrstörn 2019: Im Canal du Rhône au Rhin I

4km hinter St Jean de Losne zweigt der Canal du Rhône au Rhin ab, und wir verlassen die Saône.
Der 236km lange Wasserweg verläuft zunächst durch die ausgedehnte Saôneebene, die man ganz auf einem Kanal durchquert. Dann durch das bewaldete Juragebirge, wo sich der Fluss Doubs zwischen hohen, schroffen Felswänden hindurchschlängelt. In diesem Abschnitt findet ein ständiges Wechselspiel zwischen Kanal und kanalisiertem Fluss statt. Es folgt eine sanftere Landschaft durch diverse Flusstäler bis zum Rhein.

Schon hier vor der ersten Schleuse müssen wir den Radar-Bügel legen, um die Höhe von 5,20m auf 3,35m zu reduzieren. Das funktioniert bei der Broom auf Knopfdruck. Der Schleusenmeister nimmt uns die Leinen an. Jörn bespricht mit ihm den weiteren Verlauf wegen der 2 kritischen Brückenhöhen von 3,30m. Bis oben zum Scheitelpunkt (75 Schleusen) sollte das kein Problem sein. Falls erforderlich, würden sie in einer Sektion etwas Wasser ablassen. Für den Bereich der Talfahrt hatten wir schon schriftlich ein ok bekommen.
Wir erhalten einen Koffer mit der Fernbedienung für die kommenden 61 automatisierten Schleusen. Los geht´s!

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Die Schleusen öffnen zügig. Sie sind 38,70m lang und nur 5,20m breit. Bei einer Schiffsbreite von 4,18m bleibt da nicht viel Raum. Aber Jörn kommt gut zurecht. Ich treffe die Poller oben durch Leinenweitwurf. Sind die Schleusenwände zu hoch, nehme ich den Bootshaken zu Hilfe oder muss tatsächlich die Schleusenleiter erklimmen.
Eigentlich wollten wir zu Anfang nur ein kurzes Stück zum Eingewöhnen fahren. Aber der von uns angepeilte Anleger von Abergement ist leider belegt, so müssen wir noch einige Schleusen weiter. In Choisey passen wir vor einer Péniche gerade noch an einen Steg. So artet die Tour in Arbeit aus. Nach 6 Stunden und 7 Schleusen bin ich geschafft.
Mir stand der Kanal etwas bevor. Zu recht, stelle ich schon jetzt fest.
Abends regnet es heftig, so können wir die Natur mit blühenden Seerosen, Wasserlilien und unentwegt zwitschernden Vögeln nicht mehr genießen.

Im nahen Dôle legen wir an einem bequemen Schwimmsteg direkt unter der Stiftskirche aus dem 16. Jahrhundert einen Ruhetag ein.

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Die Altstadt mit ihren zahlreichen Brücken und kleinen Gassen ist einen Besuch wert.

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Wir treffen hier auf einen Segler aus Schleswig. Er ist auch auf dem Weg vom Mittelmeer zur Ostsee. Sein Boot hat einen Tiefgang von 1,70m und so langsam kommen ihm Zweifel, ob er es schafft, durch diesen Kanal zu kommen. Wir werden in der nächsten Zeit noch oft an den Schleswiger denken. Denn an vielen Stellen messen wir gerade mal eine Wassertiefe von 1,30m statt garantierter 1,80m (Für uns mit 1,06m Tiefgang  ist das kein Problem).

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Die Beschreibungen im Kanalführer sind leider nicht korrekt. So sind wir am nächsten Tag wieder 6 Stunden unterwegs mit 10 Schleusen, bis wir einen „Picknickplatz“ am Kanalrand finden. Die blumig beschriebenen Stege davor waren durch Dauerlieger belegt oder schlicht nicht existent. 

Originalzitat aus dem Logbuch: „Der Kanalführer ist blöd!“  Bisher  konnten wir uns auf Revierbeschreibungen immer verlassen. Hier leider nicht, und ich bin zunehmend sauer. Was nützt mir die ausführliche Beschreibung eines Lokals, Museums (zB von Monsieur Cretin…), Supermarkts oder Schlosses, wenn ich das Boot nicht irgendwo in der Nähe anbinden kann??

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