Am 09. April 2018 kommen wir, reichlich erschöpft von der langen Autofahrt, auf dem Gelände des Cantiere „Altamarea“ in Ostia am Tiber an.
Uns erwartet eine freudige Überraschung, denn die „Honfleur“ sieht im wahrsten Sinne des Wortes glänzend aus. Erstmals in jahrzehntelanger Fahrtenseglergeschichte hatten wir uns einen Rundum-Service gegönnt. Das ganze Boot wurde vom Winterdreck befreit und das Unterwasserschiff sorgfältig angeschliffen und gestrichen. Es ist jetzt glatt wie ein Babypopo. Genau zum richtigen Zeitpunkt, der Anblick des blitzsauberen Bootes baut uns im Nu wieder auf.
Am nächsten Vormittag kommt die Honfleur wie geplant ins Wasser. Da es im Laufe des Tages sehr stürmisch werden soll, entschließen wir uns, sofort loszufahren. Die Life-Cam des Altamarea-Chefs zeigt in der Flussmündung noch annehmbare Wellenhöhen, also raus aus dem Tiber, nach kurzer Fahrt rein in den Porto di Roma. Der kurze Trip reicht allerdings schon aus, um unser fein geputztes Schiff komplett einzusalzen. Der S-Wind beschert uns abends auch noch roten Sand dazu.
Aber egal, es kann wieder losgehen!
Am 16. April 2018 starten wir bei guten Seebedingungen. Als wir an Civitavecchia vorbeikommen, liegt dort das größte Kreuzfahrtschiff der Welt. (Von weitem dachte ich eine ganze Weile, sie hätten im Hafen einen neuen großen Terminal gebaut.) Die „Symphonie of the Seas“ ist 326m lang, 65m breit, hat 2100 Mann Besatzung und Platz für 6000 Passagiere. Monströs und absurd.
Wir hatten uns im Winter vorgenommen, aus dieser Reise von Ostia bis zur Mündung der Rhône keine „Rückfahrt“ zu machen, und Jörn fand einige vielversprechende neue Ziele auf der Strecke nach France.
Der erste für uns unbekannte Hafen, Santa Marinella, ist ein beliebter Urlaubsort der Römer. Jetzt im Frühjahr geht es noch sehr gemächlich zu. Kleine Cafés laden zur Pause ein, und ich entdecke voller Freude einen Pasta-Laden. Die Inhaberin diskutiert mit einem einheimischen Kunden ausführlich, welche Tortellini sie der Ausländerin besonders empfehlen soll. Tja, und wie viel Gramm wären denn nun richtig für zwei Personen? Nach einer ganzen Weile sind wir drei hoch zufrieden mit dem Geschäftsabschluss, und ich verlasse glücklich mit liebevollst eingepackter Pasta den Laden.
Vor der Weiterreise tanken wir noch sensationell günstig, sogar preiswerter als an einer Straßentankstelle.
45sm weiter erreichen wir den Südrand der Toskana. In der Bucht von Porto Ercole thronen zwei Burgen mit massiven Festungsanlagen auf den nahen Hügeln. Vom sehr guten Liegeplatz haben wir eine wunderbare Aussicht auf den Ort.
Es war allerdings gar nicht so einfach, überhaupt einen Platz zu ergattern. Denn auf vielen Stegen ist die Saison noch nicht eröffnet, und die Konzessionäre sind telefonisch für eine prenotatione nicht zu erreichen.
Der Spaziergang durch das mittelalterliche Viertel mit seinen charakteristischen engen Treppenaufgängen und alten Torbögen ist großartig.
Es lohnt sich wirklich, die Wellenvorhersagen zu verfolgen. Denn auf der 46sm langen Fahrt hinüber nach Elba haben wir glattes Wasser, und so mag ich das! Schon früh können wir die Insel sehen, später sogar Korsika in der Ferne. In Porto Azzuro machen wir neben einer großen Schweizer Stahlyacht fest. Eine gute Woche verleben wir hier, erfahren von den netten Nachbarn viel über die Insel und treffen uns regelmäßig auf der „Fadoma“ oder der „Honfleur“ zum Aperitivo, der sich immer luxuriöser gestaltet. Wir werden mit kulinarischen Leckereien und frischen Sardinen vom Kutter verwöhnt.
Der Fischer Angiolillo ist blitzsauber und aufgeräumt. Abends fährt er raus, aber tagsüber sieht man die Mannschaft oft bei ihrer Freizeitbeschäftigung: Angeln! Sie freuen sich sehr, wenn einer von ihnen im Hafen einen großen Fisch fängt.
Mit Mietauto unternehmen wir einen Ausflug über die Insel und fahren mit der alten Korbseilbahn auf den Monte Capanne. Paula kennt die Prozedur ja schon von früher. Sie legt sich völlig entspannt zwischen unsere Füße, schaut in die Tiefe und lässt sogar die Pfoten über den Rand baumeln. Unser Reisehund ist immer wieder ein Phänomen. Die Aussicht über die Insel ist heute allerdings eingeschränkt, denn unter uns treiben Wolken über die Berge.